Transferkarussell Teil VI – Deadline Day

Himmel, war das furchtbar. Der letzte Tag der Transferperiode hat mich fast mehr Nerven gekostet als die gesamten anderen Tage zusammengenommen. Denn (leider) ist beim BVB ja doch noch einiges passiert.

Den Anfang haben schon in der letzten Woche Kevin Kampl und Jeremy Dudziak gemacht, wobei diese beiden Abgänge noch gut zu verschmerzen waren. Bei Kampl hat es mich sehr gewundert, war er doch immer als Vorgriff auf den Sommer bezeichnet worden, als er in der Winterpause kam. Und ja, es stimmt, dass er nicht die hochklassigen Leistungen gezeigt hat, für die er gepriesen wurde bzw. die sofort zu leisten er angeblich imstande gewesen sein soll. Aber dass er eine sofortige Verstärkung sein sollte, hat mich schon damals verwundert – mir fällt kein Spieler in der jüngeren Vergangenheit ein, der beim BVB auf Anhieb so richtig eingeschlagen hat. Kampl kam in einer verdammt schwierigen Phase und hat immer alles gegeben – es hat halt nur nicht immer alles so funktioniert.

Kevin Kampl ist nach Leverkusen gewechselt und hat dort einen Vertrag bis 2020 erhalten.

Kampl_2_03.07.15_Rhede_BVB© Borussia Dortmund

Den Wechsel von Jeremy Dudziak fand ich einfach sehr, sehr schade, da er mir gut gefallen hat, wann immer er gespielt hat. Erst im Januar hatte er einen Profivertrag bekommen, sein erstes Spiel für die Profis machte er dann im März beim Spiel in Hannover, wo er auch direkt die erste Torvorlage verzeichnen konnte. In der Vorbereitung unter Tuchel wurde er öfter offensiver eingesetzt und erzielte selbst einige Tore. Ich fand ihn sehr vielversprechend, als Außenverteidiger und auch als Offensivspieler – und ich würde es so gerne sehen, wenn der BVB wieder mehr Spieler aus der eigenen Nachwuchsarbeit hochziehen würde. Darauf hatte ich bei Dudziak gehofft und deswegen finde ich seinen Wechsel sehr schade.

Jeremy Dudziak ist zum FC St. Pauli gewechselt und hat dort einen Vertrag bis 2018 unterschrieben. Der BVB soll allerdings eine Rückkaufoption haben.

Dudziak_2_BVB© Borussia Dortmund

Und dann kam der letzte Tag der Transferperiode. Und ehrlich gesagt, hatte ich keine wirklich realistischen Abgänge mehr im Blick. Allerdings zeichneten sich doch einige Wechsel ab und jeder einzelne davon hatte das Zeug dazu, mir das Herz bluten zu lassen.

Oliver Kirch. Fußballgott. Fear The Kirch. In der 2. Liga? Nie und nimmer hätte ich das geglaubt. Und jetzt ist es doch so gekommen. Ab sofort spielt Olli Kirch für den SC Paderborn. Es hätten schlimmere Vereine werden können. Aber – 2. Liga!? Olli Kirch ist nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch noch ein großartiger Typ. Der immer alles gegeben hat, Verantwortung übernommen hat. Ein Spieler, der erstmal sein Titelbild auf ein Foto der Südtribüne ändert, nachdem sein Wechsel bekanntgegeben ist. Unvergessen bleiben wird wohl seine Leistung im Rückspiel gegen Real Madrid – dass er zuweilen als Fußballgott bezeichnet oder mit #FearTheKirch umschrieben wird, dürfte unter anderem in diesem Spiel seinen Ursprung gehabt haben.

https://instagram.com/p/7DnbkQwmX5/

Oliver Kirch ist zum SC Paderborn gewechselt und hat dort einen Vertrag bis 2017 unterschrieben.

Kirch+Subotic_1_24.07.15_RN-Dersch© RN/Dersch

Kuba. Jakub „Kuba“ Blaszczykowski. Kuba bei einem anderen Verein als Borussia Dortmund? Bis heute für mich eigentlich undenkbar und auch jetzt kann ich es mir noch immer nicht vorstellen. Aber es ist nun so: Ab heute spielt Kuba für zumindest den Rest dieser Saison für den AC Florenz. Und ich kann es so gut verstehen und ihm absolut nicht übel nehmen, dass er zu einem Verein gegangen ist, wo er (hoffentlich) regelmäßig spielen wird. Ich hätte einfach gerne gesehen, dass er das beim BVB kann.

Kuba ist BVB. Kuba ist nicht nur ein großartiger Fußballer…

… sondern auch noch ein großartiger Mensch.

Er ist vielleicht nicht der feinste Techniker, aber ein Arbeiter vor dem Herrn. Der immer alles für den BVB gegeben hat, der dazu noch unglaublich sympathisch und auf dem Boden geblieben ist. Was von Kuba bleiben wird? Viele Tore, viele Torvorlagen, viele schöne Momente. Und natürlich auch diese Szene:

Blaszczykowski

Kuba woanders spielen zu wissen, tut einfach weh. Auch wenn es (zunächst) nur für ein Jahr und nur auf Leihbasis ist. Ein echter Borusse, ein echter Dortmunder Junge. Kuba, danke für Alles und alles Gute auf dem neuen Weg in Florenz!

Blaszczykowski_7_23.07.15_RN-DeFodi© RN/DeFodi

Ein Teil zu Kevin ist selbstverständlich auch geplant – sobald der Wechsel offiziell durch bzw. vom BVB bestätigt ist.

A propos Abschied: Was diese ganzen Abgänge noch ein wenig schmerzhafter macht ist die Tatsache, dass es eben keinen richtigen, offiziellen Abschied gibt. Alle diese Spieler, also im Speziellen Olli und Kuba hätten so viel mehr verdient als eine bloße Pressemitteilung, sie alle hätten einen Abschied verdient, wie ihn Jürgen Klopp und Sebastian Kehl im Mai bekommen haben.

Und überhaupt: Wenn mir noch einer mit der „Aber der Verein ist größer als alle und alles“-Keule kommt, dann schreie ich. Mag sein – aber jetzt grade tut es einfach weh, diese Spieler gehen zu sehen, ob für eine Leihe oder dauerhaft. Es gilt, was ich auch schon zum Abschied von Jürgen Klopp geschrieben habe:

Aber ich kann auch nicht einfach nicken und mit einem “Der Verein ist größer als alle und alles” zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Dafür war Klopp zu viel und zu sehr mit dem BVB verbunden. […] Aber ein bisschen Zeit brauche ich schon noch, um mich daran zu gewöhnen, dass Klopp weg ist.

Statt Klopp können wir hier auch Kuba, Olli oder auch Mitch einsetzen, es gilt für alle. Und viel schöner als „Der Verein ist größer“ finde ich, was Jens heute auf Twitter schrieb:

Auch, wenn er mich damit erst Recht zum Heulen gebracht hat.

Leben geht weiter. Natürlich. Wir haben eine tolle Truppe zusammen, haben einen tollen Trainer und BVB-Fußball macht aktuell großen Spaß. Aber traurig sein, wenn solche Spieler gehen, wenn Geschichten enden, ist auch erlaubt. Wenn von gemeinsamen Fotos und Selfies plötzlich keiner mehr da ist.

Langerak+Klopp+Kuba_Kuba_28.04.15_Pokal München

Im Moment siegt mein Herz, im Moment bin ich traurig. Auch wenn ich weiß, dass es vermutlich für alle Spieler, die den BVB in diesem Sommer verlassen haben, sportlich gesehen die richtige Entscheidung war zu gehen. Rational bin ich dann in ein paar Tagen wieder.

Danke Kuba, danke Olli.

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